ARGE Heimatforschung

Heimatmuseum Rother Hof Pottendorf

Nadasdy_2

Der ungarische Magnat Franz III Graf Nádasdy war als Rat und Obersthofmeister des Königs von Ungarn (=Kaiser Ferdinand III.) und seit 1664 als Kämmerer und Oberster Landesrichter des Königsreiches Ungarn tätig; diese Würden machten ihn zum zweitmächtigsten Mann in Ungarn nach dem Palatin und brachten ihm Ansehen und Einfluß. Wie bereits eingangs erwähnt, erwarb Nádasdy, der mit einer Tochter der aufstrebenden Familie Esterházy, Anna, verheiratet war, im Jahre 1665 die Burg Pottendorf. Eine Großkopie des Kupferstiches von Matthäus Vischer aus dem Jahre 1672 (Tafel 15) zeigt deutlich den befestigten Charakter der Burg. Das Herrenhaus im Stil der Renaissance steht frei. Der Wassergraben und die zum Burgbereich führenden Zugbrücke ist deutlich zu sehen.

Franz Nádasdy verbrachte in Pottendorf nicht nur fröhliche und geruhsame Stunden, in denen er in den nahegelegenen Wäldern jagte und Gesellschaften gab – auch Kaiser Leopold I. und seine Gemahlin waren des öfteren bei ihm zu Gast. In einem Zimmer der Burg sollen auch geheime Zusammenkünfte mit anderen Adeligen und ungarischen Magnaten stattgefunden haben. Es soll ein Saal mit einer Steinrose an der Decke gewesen sein, die den Grafen zu der Äußerung veranlasste: „So wenig wie diese Rose einen Geruch von sich gibt, so wenig sollte auch jemand wissen von unserer Abredung.“ Ob es diesen Raum wirklich gegeben hat, läßt sich heute nicht mehr nachvollziehen, da die Burg in späterer Zeit völlig umgebaut wurde. Es gilt jedoch als erwiesen, daß Nádasdy maßgeblichen Anteil an der sog. „Magnatenverschwörung“ hatte, deren erklärtes Ziel die Verteidigung der Verfasssung Ungarns mit all ihren Privilegien und Freiheiten war. Darin enthalten war auch das Widerstandsrecht des ungarischen Adels gegen Entscheidungen ihres Herrschers. Durch den vom Kaiser mit den Türken geschlossenen Frieden von Vasvar, der in den Augen der Ungarn ein Schandfrieden war, da die Österreicher trotz einer gewonnenen Schlacht massive Zugeständnisse machten, sahen sich die Ungarn in ihren Rechten beschnitten und glaubten, das Widerstandsrecht anwenden und sich gegen den Kaiser auflehnen zu müssen. Sogar der Plan, Leopold I. zu ermorden – vielleicht sogar in Pottendorf während eines Fischerfestes -, wurde in Erwägung gezogen. 1670 wurden die Hauptverschwörer jedoch verhaftet, unter ihnen auch Franz II. Nádasdy. Am frühen Morgen des 3. September erschien Graf Urschenbeck mit seinen Dragonern vor der Burg in Pottendorf, nahm Nádasdy gefangen und brachte ihn ins Landhaus nach Wien, wo er in der Prälatenstube die nächsten acht Monate bis zu seiner Hinrichtung am 30. April 1671 verbringen sollte. Im alten Wiener Rathaus wurde ihm das Todesurteil verkündet und in dessen Bürgerstube wurde er mit dem Schwert hingerichtet. Sein Vermögen und sein Besitz wurden zunächst konfisziert, seine Kinder des Adelstitels für verlustig erklärt. Später erhielten sie jedoch Titel und einen Teil ihrer Besitzungen wieder zurück.

Die Bedeutung Nádasdys für Pottendorf liegt nicht nur in der Tatsache, dass er durch seine hohe Position bei Hofe auch das Ansehen der Herrschaft stärkte, er ließ auch durch den Niederländer Verdussen, einen Antwerpener Buchdrucker und Buchhändler, eine eigene Buchdruckerei einrichten, in der die sogenannten „Pottendorfer Drucke“ verfertigt wurden. Das Papier, das er dazu benötigte, dürfte von einem in Pottendorf ansässigen Papiermacher hergestellt worden sein. In Nádasdys Diensten stand sogar ein eigener Bibliothekar. Auch der Musik war der Graf zugetan, beschäftigte er doch eigene Musiker. Ein aus jener Zeit stammender Grabstein aus dem Pottendorfer Friedhof, der jetzt im Museum zu sehen ist, legt Zeugnis davon ab. Die Aufschrift lautet:

HIE LIGEN BEGRABEN DES EDL KUNSTREICHEN HERRN GREGOR V SIMA GRAF NADASD MUSICI – 2 KINDLEIN – FRANZ UND REGINA ZWILLING – SO GESTORBEN DEN 12 UND 25 MAI 1661 AMEN

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